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Baden mit einer Tracheostomie

Das Baden jedes Kindes, mit oder ohne Tracheostomie, bringt immer ein gewisses Gefahrenmoment mit sich, da die Gegenwart von Wasser stets auch das Risiko des Ertrinkens beinhaltet. Wenn sie jedoch ein Kind mit einer Tracheostomie baden, so vergrößert sich dieses Risiko dramatisch, denn Ihr Kind hat eine Öffnung in der Luftröhre und die Lungen Ihres Kindes sind vollständig ungeschützt. Sollte Wasser durch die Trachealkanüle in die Atemwege geraten, kann das Kind sehr leicht ertrinken, daher muss der gesamte Badevorgang mit allergrößter Vorsicht durchgeführt werden.

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Als allerersten Grundsatz sollten Sie verinnerlichen, dass Sie Ihr Kind niemals in der Badewanne allein lassen dürfen. Das gilt auch für sehr kurze Zeitspannen, da Wasser auch in Bruchteilen von Sekunden in die Luftröhre Ihres Kindes eindringen könnte. Sollte also z.B. das Telefon klingeln, während Sie Ihr Kind baden, ignorieren Sie das Telefon und kümmern Sie sich erst wieder darum, wenn Ihr Kind sicher aus dem Wasser ist. Des Weiteren sollten Sie die Badewanne vorsorglich nur mit einer geringen Menge Wasser füllen und einen Waschlappen 

oder den Brausekopf verwenden, um Ihr Kind vorsichtig zu waschen, wobei Sie darauf achten müssen, dass das zusätzliche Wasser aus dem Brausekopf die Badewanne nicht zu sehr auffüllt.

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Eine weitere Gefahr ergibt sich aus der Notwendigkeit, ein Absauggerät mit ins Badezimmer zu bringen, um Ihr Kind während des Badens gegebenenfalls absaugen zu können. Ein elektrisches Absauggerät darf keinesfalls mit Wasser in Kontakt kommen, da es ansonsten beschädigt oder zerstört werden könnte und, was weit schwerer wiegt, weil es einen Stromschlag auslösen könnte, der das Leben Ihres Kindes ernsthaft gefährden würde. Das Gerät muss daher unbedingt auf einer stabilen und erhöhten Oberfläche wie z.B. einem Stuhl platziert und durch ein Handtuch vor Spritzern geschützt werden. Sie dürfen das Absauggerät niemals auf dem Rand der Badewanne abstellen, da es von dort sehr einfach ins Wasser fallen könnte. Sofern Sie eine manuelle Absaugpumpe besitzen, sollten Sie diese statt eines elektrischen Geräts beim Baden verwenden.

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Abb.2

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Abb.3

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Abb.4

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Abb.5

Das Baden - Abb.2: Badeliege - Abb.3: Eine künstliche Nase schützt die Kanülenöffnung vor Wasserspritzern - Abb.4: Zur Haarwäsche wird der Kopf nach hinten gelegt - Abb.5: Abtrocknen

Um zu verhindern, dass Wasser in die Kanüle eindringen kann, sollte Ihr Kind beim Baden als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme immer eine künstliche Nase tragen [ Abb. 3 ]. Bedenken Sie jedoch, dass der Filtermechanismus einer künstlichen Nase nicht zum Abhalten von Wasser konzipiert ist, sodass sie nur einen geringen Schutz gegen Spritzwasser und gar keinen Schutz gegen Untertauchen bietet. Sollte die künstliche Nase nass werden, muss sie entsorgt und durch eine neue ersetzt werden. Ein weiteres nützliches Badehilfsmittel ist ein Duschschutz aus Gummi, der sich wie ein Lätzchen um den Hals anlegen lässt und das Tracheostoma schützt, indem er verhindert, dass Wasser von oben eindringen kann. Wenn sie einen Säugling oder ein kleineres Kind baden, oder wenn Ihr Kind aus einem anderen Grund nicht von alleine frei sitzen kann, können Sie eine spezielle Badeliege [ Abb. 2 ] verwenden, auf der Ihr Kind mit Klettbändern sicher festgeschnallt wird, sodass Ihre Hände während des Badens für andere Aufgaben frei werden.

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Wenn Sie Hals, Kopf oder Haare Ihres Kindes waschen, achten sie sorgfältig darauf, dass das Wasser aus dem Waschlappen oder aus dem Brausekopf vom Stomabereich wegfließt. Zur Haarwäsche ist es ratsam, den Kopf des Kindes nach hinten zu legen, sodass das Wasser und Shampoo nach hinten abfließen können. Gleichzeitig sorgen Sie mit Ihrer Hand auf der Stirn des Kindes dafür [ Abb. 4 ], dass Wasser nicht versehentlich über das Gesicht des Kindes abläuft und so in die Nähe des Stomabereiches gerät. Halten sie jederzeit ein zusätzliches Handtuch bereit, um Gesicht und Hals Ihres Kindes zu trocknen.

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Sollten Wasserspritzer versehentlich in die Trachealkanüle geraten, bleiben Sie ruhig und stellen Sie fest, ob Ihr Kind das Wasser eigenständig aus den Luftwegen heraushusten kann. Falls dies nicht der Fall sein sollte, saugen Sie Ihr Kind gründlich ab. Große Gefahr droht bei einem vollständigen Untertauchen des Kindes, da die Luftwege völlig ungeschützt sind und ein Eindringen von Wasser in die Lungen nicht verhindert werden kann. In diesem Fall leiten Sie unverzüglich angemessene Reanimations- und Notfallmaßnahmen ein, wie im Kapitel Komplikationen dieses Pflegeratgebers ausführlich beschrieben.

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Abb.1: Auch tracheotomierte Kinder baden meist gerne

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